Das unpersönliche und das persönliche Gespräch
Geschrieben von Logan am 21. Mrz 2008Ich zeige in diesem Beitrag auf, warum ein Gespräch mit einer fremden Person häufig nicht weitergeht.
Was ist der Unterschied, zwischen einem Gespräch mit einem guten Freund und einem mit einer fremden Person?
Schaut mal die beiden Gespräche an. Einmal rede ich mit einem guten Freund, einmal mit einer fremden Frau in einer Bar.
1
Mit einem gutem Freund…
Ich: Hey, wie gehts?
Er: Hey, gut danke und dir?
Ich: Gut gut, gestern habe ich den neuen Rambo Film geschaut. Wow der war sowas von brutal, aber irgendwie doch recht cool.
Er: Was sowas schaust du dir an?
Ich: Komm schon das ist Kult.
[…]
2
Mit einer fremden Frau, die ich gerade in einer Bar angesprochen habe…
Ich: Hey, wie gehts?
Sie: Hey, gut danke und dir?
Ich: Gut gut, gestern habe ich den neuen Rambo Film geschaut. Wow der war sowas von brutal, aber irgendwie doch recht cool.
Sie: Was sowas schaust du dir an?
Ich: Komm schon das ist Kult.
[…]
(Ich habe übrigens eines der Gespräche erfunden, weiss allerdings nicht mehr welches.)
Die Worte der Gespräche waren genau gleich. Worin also liegt der Unterschied?
Er liegt in der Bedeutung des Gesprächs.
Beim ersten Gespräch reden zwei Altbekannte miteinander. Sie kennen sich, sie mögen sich, sie erzählen einander Dinge, sie haben Spass miteinander. Die Stimmung ist gut, die beiden sind sich vertraut. Es ist vollkommen normal, dass sie miteinander reden. Ich könnte meinen Freund als nächstes fragen, was er so gemacht hat in der letzten Zeit und es wäre vollkommen normal.
Im zweiten Gespräch reden zwei unbekannte über einen Film. Das ist vermutlich nicht ganz normal. Sie fragt sich wohl, warum ich mit ihr über den Film rede oder warum ich überhaupt mit ihr rede. Gut möglich, dass sie etwas verwirrt ist. Wenn ich sie nun frage, was sie so in letzter Zeit gemacht hat, so würde sie sich vermutlich erneut fragen, warum ich sie das frage. Vielleicht würde sie antworten, vielleicht nicht. Höchst wahrscheinlich würde sie zögern.
Kurz gesagt im ersten Gespräch ist es für beide normal, dass man miteinander redet, im zweiten nicht. Obwohl die Worte bei beiden gleich waren, ist das erste Gespräch auf einer persönlichen Ebene (weil man sich kennt), das zweite auf einer unpersönlichen (weil man sich nicht kennt).
Das ist genau der Grund, warum ein Gespräch mit einer fremden Person häufig nicht weitergeht. Man redet kurz über ein Thema, nach kurzer Zeit wird es merkwürdig, weil man sich ja eigentlich nicht kennt und das Gespräch kommt ins Stocken.
Wichtig ist zu verstehen, dass es nicht ins Stocken kommt, weil ich zu wenig gute Sachen gesagt hat. Oder weil mich die Frau nicht mag. Es ist weil sie mich nicht kennt. Sie weiss nicht recht, warum ich mit ihr rede und fühlt sich deshalb merkwürdig.
Damit das Gespräch weitergeht, müssen wir irgendwie auf die persönliche Ebene kommen.
Gesucht ist also ein Weg vom unpersönlichen Gespräch zu einem persönlichen. Vom Gespräch, wo sich die andere Person fragt, warum ich mit ihr rede, zu einem Gespräch, wo die andere Person es normal findet, dass ich mit ihr rede oder wo sie mindestens weiss warum ich mit ihr rede oder noch besser, wo sie selbst will, dass ich mit ihr rede.
Von „sie weiss nicht warum wir miteinander reden“, nach „sie will mit mir reden.“
Ich sage dem jetzt mal „verbal eskalieren“, weil ich eskalieren ein cooles Wort finde. 😉
Mehr zum Thema:
Das persönliche und das unpersönliche Gespräch
Warum es nicht ganz einfach ist, auf die persönliche Ebene zu wechseln
Wie bringe ich die Frau dazu, auf die persönliche Ebene zu wechseln?
Wie wechsle ich selber auf die persönliche Ebene?
3 Kommentare
ment0r am 21. März 2008 um 22:55
Joa klarer Fall von Beziehungsebene in einem Gespräch 😀
Manu am 22. März 2008 um 23:15
Ich denke, dass es sehr schwierig ist, die Gesprächsebene von unpersönlich auf persönlich zu wechseln, nachdem der Gesprächpartner die Situation schon als merkwürdig eingestuft hat. Die Kunst ist es, ein Gespräch genau zu dem Zeitpunkt oder auf die Art und Weise anzufangen, dass der Gesprächspartner nicht oder nur wenig den Eindruck bekommt, dass es merkwürdig ist. Also wenn man die Frau, die man an der Bar kennengelernt hat mit dem neuen Rambo-Film konfrontiert, dann ist dies schon sehr merkwürdig (zumal Frauen im allgemeinen von diesem Film nur wenig halten). Wenn man mit ihr jedoch über den Cocktail spricht, den sie gerade trinkt oder über ähnliche situationstypische Dinge, dann wird dies viel eher aufgenommen. Abgesehen davon hat ein Gespräch mit einer fremden Person immer etwas merkwürdiges an sich. Man sollte dies jedoch nicht noch durch Themen verstärken, die man – für den Partner unnachvollziehbar – aufgegriffen hat, da dem Gesprächspartner dazu womöglich der Bezug fehlt. Das soll jetzt nicht heißen, dass man sich ewig Gedanken machen muss, damit einem auch etwas passendes einfällt. Dadurch verschenkt man nur Gelegenheiten. Aber man sollte sich schon von den Gegebenheiten inspirieren lassen und auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
Logan am 25. März 2008 um 19:04
mentor, danke für den Fachbegriff. 🙂
Manu, du hast recht, wenn das Gespräch am Anfang merkwürdig ist, dann ist es schwierig es wieder normal werden zu lassen. Und es gibt durchaus Themen, die besser und solche die weniger geeignet sind.
Allerdings, wenn ich von etwas erzähle, das ich total den Hammer finde und fasziniert davon erzähle (Rambofilm), dann wird die andere Person fast zwangsläufig in meine gute Stimmung hineingezogen auch wenn sie nicht wirklich interessiert ist an dem was ich sage.
Es geht nicht so sehr um die Fakten, sondern um die Stimmung die man zusammen erlebt!
Danke für den Kommentar!
Hinterlasse deinen Kommentar!