Vor einiger Zeit las ich „Jetzt – die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle. Ein wirklich fantastisches Buch! Ich kann es sehr empfehlen.

Seine Botschaft ist ziemlich einfach: Es gibt nur den jetzigen Moment. Vergangenheit und Zukunft sind nur in unseren Gedanken vorhanden. Schlechte Gefühle kommen dann zustande, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf den jetzigen Moment richten, sondern wenn wir zum Beispiel uns Sorgen machen über die Zukunft oder wenn wir uns über etwas ärgern, das bereits geschehen ist.

Bei lesen hatte ich eine sehr schöne Erkenntnis:

Ich bin nicht mein Verstand. Ich habe einen Verstand.

Ich bin nicht meine Gedanken. Ich habe Gedanken.

Ich bin nicht mein Körper. Ich habe einen Körper.

Ich bin mein Bewusstsein.

Ich bin der, der meine momentanen Wahrnehmungen macht.

Wo ist der Unterschied? Dazu eine kleine Geschichte. Ich gehe der Strasse entlang. Ich spüre den Boden unter den Füssen. Ich fühle den Wind im Gesicht. Ich sehe wie ein Auto vorbeifährt. Ich höre Stimmen. Ich achte auf all diese Dinge. Es sind alles meine Wahrnehmungen. Ich nehme sie wahr.

Nun fährt ein roter Ferrari an mir vorbei. Der Typ im Wagen drückt mächtig aufs Gaspedal. Ich denke: „Was für ein Angeber. Der glaubt was er ist, dieser Hornochse! Der hat den Wagen bestimmt geleast.“ Irgendwie fühle ich mich nun ein bisschen schlecht.

Was ist passiert? Meine Aufmerksamkeit ist mir entwischt. Meine Gedanken haben sich selbständig gemacht. Mein Verstand hat mir einen Streich gespielt. Ich war nicht mehr im Jetzt. Ok Telephone Area 500 , die Geschichte geht weiter…

Plötzlich merke ich, dass ich mich über den Typen im roten Ferrari aufgeregt habe.

So hier kommt meine Erkenntnis: Genau in dem Moment, wo merke, dass meine Gedanken abgeschweift sind, bin ich wieder ich selbst. Ich bin wieder im Moment. Ich nehme wieder das Jetzt wahr. Ich habe meine Gedanken beobachtet. Dieses Beobachten ist nicht ein weiterer Gedanke! Und dahinter ist wieder ein weiterer Gedanke und dann noch einer. Nein. Es ist wieder die klare Wahrnehmung. Es ist wieder die gleich klare Wahrnehmung, wie als ich den Wind auf meiner Haut fühlte. Es ist mein Bewusstsein.

Du fragst dich jetzt vielleicht, was daran so toll sein soll.

Ich will versuchen, es zu erklären. Es ist nicht wirklich ein Problem, dass der Typ mit dem Ferrari zu schnell gefahren ist. Es ist nicht wirklich ein Problem, dass ich nicht selber einen Ferrari besitze. Es ist nicht wirklich ein Problem, dass der Typ ein besseres Auto hat als ich. Es ist nicht wirklich ein Problem, dass ich mich gegenüber dem Typ minderwertig fühlte.

Es sind lediglich meine Gedanken! Und diese lösen sich sofort auf, indem ich wieder darauf konzentriere, den Wind auf meinem Gesicht zu fühlen. Ich muss nur wieder aufmerksam sein und schon ist das „Problem“ von vorhin weg.

Ich habe schon verschiedene Bücher gelesen und immer wieder meinten die Autoren, man müsse aufmerksam sein. Man solle seinen Atem achtsam beobachten. Das habe ich gemacht. Immer wieder, aber eigentlich ist nichts dabei passiert. So wie ich das jetzt verstehe, soll auch gar nichts passieren. Es soll lediglich helfen einzusehen, dass man gar nichts anderes braucht als achtsam zu sein.

Wir Menschen sind dauernd auf der Suche nach irgendetwas. Und wenn wir dieses Etwas haben, dann sind wir glücklich. Wenn wir eine Million verdient haben, dann sind wir glücklich. Wenn wir den tollen Partner gefunden haben, dann sind wir glücklich. Wenn wir den schönen Sportwagen gekauft haben, dann sind wir glücklich.

Sind wir das wirklich? So ein Unsinn. Wenn wir eine Million haben, dann wollen wir noch eine. Und noch eine und noch eine… Und mit den Frauen und den Autos ist das doch genau das gleiche. Wir wollen immer mehr. Und besser und schöner.

Dies sind alles nur Gedanken. Sie drehen sich im Kreis. Sie führen an kein Ende. Es sind Illusionen!

Ich las schon verschiedene Ratgeber über positives Denken. Es ging hauptsächlich darum, zu erkennen, wenn man negative Gedanken hat und diese dann in positive umwandelt. Ich habe das geübt und konnte die negativen Gedanken reduzieren. Aber ganz eliminieren kriegte ich nicht hin. Ich glaube nicht, dass man das ganz tun kann. Ich glaube nicht, dass man das so genau steuern kann. Gedanken tauchen nun einmal einfach auf und ob es ein guter oder ein schlechter Gedanke ist, liegt ausserhalb von unserem Einfluss. Das glaube ich zumindest.

Gefühle treten immer paarweise auf. Einmal ist man glücklich einmal unglücklich. Das wechselt sich eben ab. Man kann seine Gefühle nicht kontrollieren, dass man nur noch das gute davon hat. Ich glaube das ist nicht möglich.

Was allerdings am positiven Denken sehr nützt, ist dass man dauernd seine Gedanken beobachtet und somit öfters achtsam ist. Man ist, wenn man versucht positiv zu denken, öfters im Moment und achtsam. Vielleicht ist es ein Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis, dass man lediglich achtsam sein muss.

Ein paar deutsche Youtube Videos von Eckhart Tolle…

Wenn das Jetzt unannehmbar scheint (1)

Wenn das Jetzt unannehmbar scheint (2)

Leben im Wartesaal

Ende der Langeweile

Jenseits der Vergänglichkeit

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