Das Gefängnis unseres Verstandes
Geschrieben von Logan am 8. Dez 2008Wie schon erwähnt („Lass negative Gedanken los“) brachte mir das Schauen der Videos mir während einigen Tagen eine tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit. Dann war ich ein paar Tage träge und unmotiviert. Dann etwa einen Tag traurig. Nun bin ich wieder ziemlich ruhig und zufrieden.
Ich setzte mich fast jeden Tag eine Viertelstunde hin und hinterfragte ein paar meiner Ansichten. Unter anderem diese…
„Frauen sollten nicht nach Aufmerksamkeit lechzen.“
„Ich brauche mehr und schönere Frauen.“
„Ich brauche schöne Frauen um glücklich zu sein.“
„Wenn ich eine Frau anspreche, so muss sie freundlich reagieren.“
„Meine Kollegen sollten nicht so viel Alkohol trinken.“
Mir wurde dabei klar, dass der Verstand unbedingt und mit allen Mitteln versucht, an diesen und anderen Glaubenssätzen festzuhalten.
Erstens. Er ist überzeugt, dass es die Wahrheit sei. Wenn er denkt es stimme, so ist es ja klar, dass er die Ansicht beibehalten möchte. Unser Verstand funktioniert nämlich so: Ein Gedanke ereilt uns. Nun versucht der Verstand sofort aus der Vergangenheit Beispiele zu finden, warum der Gedanke stimmt. Und er wird eine Menge Beispiele finden. Hat er welche gefunden, so wird er den ursprünglichen Gedanken noch mehr glauben. Bei jedem Denken des Gedankens wird der Glaube daran stärker. Bis es zur „Wahrheit“ wird. Der Verstand steigert sich eigentlich selbst in die „Wahrheit“ hinein. Er erschafft seine eigene „Wahrheit.“
„Natürlich ist das so“, wirst du sagen. „Jeder hat seine eigene persönliche Wahrheit. Die Erlebnisse die jemand gemacht hat, ergeben den Charakter einer Person.“
Zweitens. Der Verstand überlegt sich: Wenn ich einen Glaubenssatz (von dem ich natürlich überzeugt bin, dass er die Wahrheit ist) aufgebe, dann bin ich mir selbst nicht mehr treu. Ich würde dann anderen Leuten zugestehen, dass sie unfreundlich zu mir sind, mir Dinge wegnehmen, mich übervorteilen. Ich würde zu einem Waschlappen werden. Usw.
Was der Verstand nicht merkt, ist das:
Das Festhalten an der persönlichen „Wahrheit“ verursacht Schmerz!
Wenn etwas geschieht, das nicht so ist, wie es sein sollte, dann entsteht Wut, Ärger, Frustration. Wenn man etwas erwartet, das in der Zukunft sein sollte, dann ist es Angst, Verlangen, Gier.
Und zweitens kann sich der Verstand nicht vorstellen, was passiert, wenn er einen Glaubenssatz aufgeben würde.
Ich kann nur erzählen, was bei mir passiert ist. Ich war in Situationen mit Frauen, bei denen ich mich vorher etwas minderwertig gefühlt hätte und etwas unsicher geworden wäre. Nun blieb ich in einer gleichen Situation innerlich vollkommen ruhig, hatte kein Problem Blickkontakt zu halten, ich war amüsiert und konnte mit einem lustigen Spruch antworten.
So, das war eine kleine Diskussion mit dem Verstand…
Ich schlage hier jedoch nicht vor, dass du deine Glaubenssätze aufgeben sollst. Ich möchte dich auch nicht davon überzeugen, dass dann nur noch Liebe und Freude sei. Das würde mir natürlich nicht gelingen.
Ich schlage nur das vor:
Hinterfrage deine Glaubenssätze, die dir negative Gefühle bereiten, mit den vier Fragen und der Umkehrung von Katie Byron und schaue was passiert.
Ich würde mich freuen über Rückmeldungen!
Hast du die Videos von Katie Byron angeschaut? Hast du dir selbst die vier Fragen gestellt? Macht es Sinn für dich? Hast du Fragen oder Einwände?
5 Kommentare
hm am 8. Dezember 2008 um 20:42
sorry, aber kannst du das nochmal kurz anhand eines bespiels erklären ich habs bei der erklärung der mission noch nicht ganz verstanden (vielleicht bin ich auch ein bisschen schwer von Begriff)
Man bezieht also diese vier fragen jeweils auf eine Aussage die negative Gefühle auslöst. Aber das mit der Umkehrung versteh ich noch nicht 100%ig
nehmen wir doch jetzt einfach mal deinen satz von oben
„Frauen sollte nicht nach Aufmerksamkeit lechzen“, dann wird aus diesem satz also „Frauen sollten nach Aufmerksamkeit lechzen“ und „Ich sollte nicht nach Aufmerksamkeit lechzen“? seh ich das richtig?
yinyang am 8. Dezember 2008 um 22:03
Hey Logan,
welchen Glaubenssatz hast du denn benutzt, damit du dich nicht mehr minderwertig fühlst? Reicht der Satz z.b.“Jeder Mensch ist gleichwert und steht mit mir auf einer Stufe“?
Logan am 8. Dezember 2008 um 23:47
Danke für euer Feedback! Ich erkläre es nochmals in einem neuen Beitrag…
oudeis am 13. Dezember 2008 um 01:50
Hi,
ja die Umkehrung ist ein guter psychologischer Trick.
Leider kann man sie nicht überall anwenden. Zum Beispiel aus ethischen Gründen- was wäre die Umkehrung von „Krankheiten raffen sinnlos Menschen dahin“.
Vielleicht bedarf es gewissen Kontinutiät im Selbstverständnis eines Menschen, die man aus sich selbst heraus nicht finden kann, um an solchen Fragen nicht zu verzweifeln- denn manche Fragen lassen einem nur eine Wahl, entweder man verdrängt sie oder verzweifelt daran.
Einen solchen Anker können Religionen oder Philosophien bieten, solange man sie vollständig annehmen kann- sie geben Antworten und die Dinge scheinen Sinn anzunehmen (eigentlich auch eine Art der Umkehrung….aber lassen wir das….xD ).
Man kann die Lage der Dinge nur ändern, wenn man einen außen stehenden Fixpunkt hat, auf den man sich stützen kann.. Der Mensch kann nicht anders. Religion o.ä. ist unmittelbar mit dem Mensch-sein verbunden; und sie war immer schon ein Gemeinschaftserlebnis..!
Na ja jedenfalls glaube ich man darf nicht zu oft zu viel an sich hinterfragen, sonst stößt man an seine Grenzen und man wird/ bleibt emotional zu instabil um „voranzukommen“.
cu
Logan am 13. Dezember 2008 um 11:31
oudeis, danke für deine Überlegungen.
Ich kann dich nur dazu einladen die Videos von Katie Byron im Beitrag der Monatsmission anzuschauen und selbst ein paar deiner Glaubenssätze zu hinterfragen und einfach zu schauen, was dabei geschieht.
Dein Verstand kann nicht fassen was passiert. Er will an den Dingen festhalten, weil er glaubt es sei die Wahrheit. Er will auch nicht hinterfragen. Warum sollte er auch hinterfragen, wenn er weiss dass es die Wahrheit ist?! Warum würde er an dem Ast sägen, wo er selbst drauf sitzt?!
Probiere es aus und schaue selbst.
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