Ich versuche die Technik von Katie Byron nochmals mit einem Beispiel zu erklären. Es scheint mir eine sehr hilfreiche Methode zu sein.

Also die Idee ist die:

Ich habe einen Glaubenssatz, z.B.: „Frauen sollten nicht nach Aufmerksamkeit lechzen.“

Nun bin ich in einer Bar und die Frauen lechzen nach Aufmerksamkeit. Die Wirklichkeit ist also nicht so 615-544-1194 , wie ich sie gerne hätte. Deshalb ärgere ich mich nun ein bisschen, vielleicht sogar stark über die Frauen.

Allerdings ärgere ich mich nicht über die Frauen, weil sie böse oder gemein oder hinterlistig sind. Sondern ich ärgere mich nur über die Frauen, weil sie sich anders verhalten als ich es gerne möchte. Mein Glaubenssatz „Frauen sollten nicht nach Aufmerksamkeit lechzen“ stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein.

So und nun kommt der Trick: Angenommen ich hätte den Glaubenssatz nicht, so würde es mich nicht stören, wenn die Frauen nach Aufmerksamkeit lechzen.

Wenn man nun den Glaubenssatz hinterfragt, das heisst untersucht, ob er die Wahrheit ist, so bröckelt er und verschwindet. Es geht nicht darum, ihn durch einen anderen zu ersetzen oder so. Sondern man will ihn nur hinterfragen. Dann merkt man, dass er gar nicht der Wahrheit entspricht und der Glaubenssatz verliert automatisch an Kraft.

Lustig ist noch, dass man eigentlich nichts merkt, während man einen Glaubenssatz hinterfragt. Man denkt nachher immernoch, dass man den Glaubenssatz hat. Jedoch wenn man sich später in einer Situation befindet, in der man sich vorher ärgerte, reagiert man plötzlich anders und bleibt innerlich ruhig. Einfach weil man vorher hinterfragt hat!

Also hinterfrage ich das mal…

1. Ist es wahr, dass Frauen nicht nach Aufmerksamkeit lechzen sollten?

Da könnte man noch sagen, ja klar sie sollten nicht.

2. Weiss ich mit absoluter Sicherheit, dass sie nicht nach Aufmerksamkeit lechzen sollten?

Nun muss ich sagen, dass ich es eigentlich nicht weiss. Wer bin ich, um zu entscheiden, was Frauen tun sollten, wenn sie in eine Bar gehen? Ich kann den Frauen nicht vorschreiben, wie sie sich verhalten sollten. Klar hätte ich vielleicht gerne, dass sie sich nicht so verhalten sollten, aber ich kann es ihnen nicht vorschreiben. Und in Wirklichkeit lechzen sie ja nach Aufmerksamkeit, also kann mein Glaubenssatz gar nicht stimmen. Die Wirklichkeit hat Recht.

3. Wie fühle ich mich wenn ich den Glaubenssatz „Frauen sollten nicht…“ im Kopf habe und ich bin in einer Bar und die Frauen lechzen nach A.?

Also ich stelle mir das vor. Ich fühle mich schlecht. Es stört mich, dass die Frauen n. A. l. Ich ärgere mich. Ich bin in einer schlechten Stimmung. Ich bin etwas angespannt.

4. Wie würde ich mich fühlen, wenn ich diesen Glaubenssatz nicht hätte, das heisst wenn er gar nicht existieren würde?

Auch das stelle ich mir vor. Frauen sind also in der Bar und l. n. A. Ich habe keinen Glaubenssatz der vorschreibt, ob sie das tun sollen oder nicht, also ist alles so wie es sein sollte. Ich brauche mich über nichts zu ärgern. Ich bin entspannt, locker, offen…

Nun die Umkehrung

„Ich sollte nicht nach Aufmerksamkeit lechzen.“ Das stimmt vermutlich genauso wie die ursprüngliche Aussage, sonst müsste ich mich nicht über die Frauen ärgern.

„Frauen sollten nach Aufmerksamkeit lechzen.“ Keine Ahnung, ob Frauen das tun sollten oder nicht. Ich kann ihnen nicht vorschreiben, was sie tun sollten und was nicht.

Wenn man verschiedene Umkehrungen von der ursprünglichen Aussage macht, dann sieht man, dass diese genauso wahr sind, vielleicht auch wahrer.

Hier findet ihr mehr zur Arbeit von Katie Byron…

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