Der jetzige Moment
Geschrieben von Logan am 8. Nov 2009Kürzlich sind mir einige Veränderungen meiner Wahrnehmung aufgefallen. Ich erlebe die Dinge nicht mehr gleich wie früher. Diese Veränderungen sind die Folgen der Persönlichkeitsentwicklung. Ich versuche in diesem Artikel diese Änderung zu beschreiben.
Es ist übrigens nicht eine neue Idee, die ich versuche umzusetzen. Es ist nicht etwas, das man mir irgendwie wegdiskutieren könnte. Es ist meine Wahrnehmung…
Ich lebe mehr im jetzigen Moment.
Das heisst ich fühle die Gefühle, die der jetzige Moment hervorbringt.
Passiert etwas, das mir nicht passt, so bin ich verärgert. Jetzt.
Werde ich enttäuscht, so bin ich enttäuscht.
Verliere ich, so bin ich traurig.
Das bleibt alles beim alten. Es sind die menschlichen Gefühle. Da gibts kein Entrinnen. Ich will übrigens auch gar nicht entrinnen!
Aber etwas ist doch anders im Vergleich zu früher.
Ich fühle die Gefühle direkter. Ich fühle sie sofort. Ich fühle sie jetzt.
Wenn jemand etwas zu mir sagt 615-544-2622 , das mir nicht passt, so fühle ich es JETZT. Nicht zuerst ein bisschen ein ungutes Gefühl darüber, was die Person tat, dann später das Gefühl, dass ich sie nicht verletzen will, wenn ich anspreche, das es mir nicht passte. Und wieder etwas später, das unangenehme Gefühl, dass ich eigentlich gerne sagen würde, was ich möchte. Und falls ich es nicht gesagt habe am nächsten Tag und nächste Woche der Ärger, dass ich nichts gesagt habe und dann eine Woche später der Zweifel, ob ich es nun doch noch erwähnen sollte oder nicht.
Ich erlebe viel weniger diese Hin- und Her-Spielchen im Kopf.
Ich erlebe direkt das Gefühl, den Ärger, die Trauer, die Freude. Was auch immer.
Dann ist es vorüber und ich fühle das, was im nächsten Moment ist.
Für mich ist die Zeit, in der ich etwas erlebe, kürzer geworden. Wenn ich etwas erlebe, dann erlebe ich es nur noch in einem kurzen Moment. Kürzer, direkter und intensiver. Früher war das ganze Erleben irgendwie mehr über die Zeit verschmiert und nicht so klar und nicht so direkt. Ich nehme meine Gefühle jetzt stärker und klarer wahr. Ich bin nicht abgestumpft, sondern ich nehme sie mehr wahr.
Dies ist nicht etwas, das sich wegdiskutieren lässt. Es ist nicht richtig oder falsch. Ich beschreibe wie ich jetzt die Welt erlebe. Ich weiss, was ich fühle und ich weiss wie es sich anfühlt und wie es im Vergleich zu früher ist. Ich will nicht zurück und ich kann auch gar nicht.
Ich versuche hier nicht eine bestimmte Sichtweise zu beschreiben. Es ist nicht eine bestimmte Betrachtungsweise. Es ist nicht etwas, das man sich antrainieren kann. Es ist nicht etwas, das man erreichen kann durch üben. Es ist nicht etwas, das man verstehen und sich aneignen kann.
Wenn jemand weiss, was ich meine, dann wird er wissen, dass er nicht zurück will. Es braucht keine Diskussion darüber. Es ist so. Es ist natürlich.
Das ist übrigens was Eckhart Tolle in seinem Buch „Jetzt – die Kraft der Gegenwart“ beschreibt.
Es ist natürlich, die Dinge so zu erleben. Wer es so erlebt, weiss das. Wer es nicht so erlebt, den kann ich nicht davon überzeugen.
5 Kommentare
Bernd am 9. November 2009 um 10:58
Hi Logan,
Super post! Ich bin auch schon lange auf der Such nach dem Leben im Jetzt. Ich hab auch das Buch von Tolle gelesen, fand es damals allerdings nicht so ansprechend (weil er sich staendig und immer wiederholt hat).
Leider schaffe ich es nur sehr selten wirklich im Jetzt zu verweilen und dem Augenblick 100%ig Aufmerksamkeit zu schenken. Ich habe jedoch gemerkt, dass das besser geht, je mehr ich alleine bin und je mehr Zeit ich fuer mich habe. Auf der anderen Seite hat das alleine sein jedoch den Nachteil, dass nach eine gewissen Zeit was fehlt und ich ungluecklich werde.
Alleg Gute weiterhin bei deiner Reise!
Bernd
breed am 9. November 2009 um 12:33
meine frage wäre auch: wie gelingt es dir immer im \’\’jetzigen\’\‘ moment zu sein?
ich habe das buch auch gelesen und fand den grundgedanken eigentlich ziemlich genial.
besonders gefiel mir die unterscheidung zwischen verstand und \’\’ich\’\‘.
was ich persönlich mitgenommen habe ist, dass es mir nun gelingt situationen anders wahrzunehmen und dann zu reagieren.
eben jede situation bedingungslos hinzunehmen und sie als \’\’jetzt\’\‘ zu aktzeptieren, ohne mich dagegen zu wehren.
Sollte mir die situation nicht gefallen, so kann ich nun handeln um sie zu ändern.
der unterschied zu vorher ist: ich wehre mich nicht gegen die situation selbst, sondern nehme sie voll an und reagiere dann. durch die hingabe zur situation gelangt man erst in einen zustand, der einem produktives handeln überhaupt ermöglicht.
mir hat es sehr viel mehr ruhe und gelassenheit gebracht.
aber wie schafftst du es ständig im jetzt zu sein.
ich beobachte dass meine gedanken doch dauernd wieder abdriften ;.-)
Logan am 9. November 2009 um 14:30
Danke für eure Kommentare.
Ich sagte nicht ich sei immer im jetzt und würde nie mit meinen Gedanken abschweifen. Ich bin jedoch mehr im jetzt und erlebe das jetzt irgendwie stärker.
Das „mehr im jetzt sein“ ist die Folge der Entwicklung. Es ist das Symptom der Entwicklung. Es ist nicht das Ziel. Man muss sich nicht darum kümmern möglichst im Jetzt zu sein. Man muss das nicht üben.
Ihr erlebt das jetzt auch schon mehr als früher. Früher konntet ihr in einer Situation, die euch geärgert hat, vermutlich viel weniger entscheiden, wie ihr es nun anschauen wollt. Ihr seid euch mehr bewusst, dass ihr in einer bestimmten Situation seid.
Ich weiss, dass ich die Frage noch nicht wirklich verständlich beantwortet habe. Das kommt noch. Jedoch ist es etwas Grösseres…
puschkin am 9. November 2009 um 14:44
hey,
ich mache grade ganz ähnliche beobachtungen und merke, dass ich wesentlich ausgeglichener bin, wenn ich mich direkt mit meinen empfindungen auseinandersetze.
irgentwie habe ich (noch) leichte zweifel…
warum wachsen wir überhaupt so auf, dass wir zunächst alles hinnehmen wie es kommt und erst lernen müßen direkt zu reagieren?
welchen unterschied macht deine neue direktheit für deine umgebung?
gibt es nicht trotzdem situationen in denen man besser nicht „direkt reagiert“ und auf der inneren auseinandersetzung sitzen bleibt?
schönen gruß!
Logan am 9. November 2009 um 15:22
Puschkin,
Ich sage nicht es sei richtig oder besser, wenn man direkt sagt was man will. Es gibt sicher Situationen und Gegenüber, bei denen man besser nicht sagt, was man denkt. Wenn ich zum Beispiel mit jemandem rede, der meine direkte Aussage als Angriff auffassen würde. In einem solchen Fall bewirkt Direktheit nur Streit, der eigentlich gar nicht nötig wäre.
Man wird immer dafür und dagegen finden.
Ich versuchte zu beschreiben, wie sich meine Wahrnehmung etwas veränderte. Und es scheint mir, dass ich schneller klarer weiss, wie ich mich verhalten soll. Natürlich kann ich nicht objektiv WISSEN, ob ich richtig handelte und was passiert wäre, wenn ich anders gehandelt hätte. Aber für mich ist die Entscheidung einfacher geworden. Es ist schneller für mich klar, was ich jetzt tue.
Dann ist es vorüber. Es gibt viel weniger dieses was-wäre-wenn im Kopf. Nun kümmere ich mich um die wirklichen Konsequenzen.
Und für mich ist es auch klarer, wenn ich mich dagegen entscheide, direkt zu sagen was ich denke. Ich kann mich nun auch entscheiden nichts zu tun und doch ist dann das hin und her im Kopf vorbei.
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