Krieg der Spermien
Geschrieben von Logan am 5. Aug 2008Kürzlich las ich dieses Buch von Robin Baker. Ich möchte hier ein paar Stellen daraus zitieren, die mir schöne Einsichten in das Sexualverhalten von Mann und Frau gaben.
Ein Teil der Verhaltensweisen sind in den Genen festgelegt und diese entwickelten sich über Jahrhunderte zu dem was sie heute sind. Man kann also davon ausgehen, dass die Verhaltensweise auf irgendeine Art vorteilhaft ist. Um sie zu verstehen, sollte man sich folgendes fragen: Wie vergrössert dieses Verhalten den Fortpflanzungserfolg?
Robin Baker unterscheidet Tiere, bei denen man dem Weibchen ansieht, wenn sie fruchtbar sind und solche, bei denen man es nicht sieht.
„Bei manchen Primaten (zB. Schimpansen) zeigen die Weibchen regelrecht an, wann sie am fruchtbarsten sind. Die Männchen werden von diesen Zeichen angeturnt und sie konkurrieren während dieser Zeit am meisten um die Weibchen.“
„Die Weibchen vieler anderer Primaten, besonders solcher, die wie die Menschen monogame Beziehungen entwickeln, verbergen ihre Fruchtbarkeit. Wenn das Männchen nicht weiss, wann das Weibchen am fruchtbarsten ist, kann er sie nicht so intensiv überwachen.“
Verhalten des Mannes
Hast du schon mal bemerkt wie unruhig oder sogar aggressiv Männer werden, wenn ihre Freundin mit anderen Männern flirtet? Hier ist die biologische Begründung:
„So ist das Verhalten der Männer überwiegend als ein Bemühen zu verstehen, eine Frau daran zu hindern, seine Spermien einem Krieg auszusetzen, und andernfalls seinen Spermien die beste Aussicht zu verschaffen, diesen Krieg zu gewinnen.“
Und wie stehts mit dem Routinesex? Hier der biologische Sinn:
„Der Körper des Mannes versucht in seiner Partnerin eine Population von Spermien aufrechtzuerhalten.“
Da der Mann nicht genau weiss, wann seine Partnerin den Eisprung hat und damit fruchtbar ist, wird er regelmässig mit ihr schlafen wollen.
Verhalten der Frau
Hast du dich schon mal gefragt, warum Frauen so viele Gefühls- und Stimmungsschwankungen haben? Warum sie einmal das sagen und fünf Minuten später das Gegenteil? Warum sie an einem Tag total geil sind und am nächsten Tag völlig kalt und uninteressiert an Sex?
„Das Verhalten der Frau ist überwiegend als ein Bemühen zu begreifen, ihren Partner und andere Männer zu überlisten oder Einfluss darauf zu nehmen, welcher Mann mit seinen Spermien in einem von ihr angezettelten Krieg die besten Erfolgschancen haben soll.“
„Der Körper der Frau versucht, den Mann zu verwirren, damit er weder bewusst noch unbewusst den besten Zeitpunkt herausbekommt, um sie zu besamen.“
So verschleiert die Frau den Zeitpunkt des Eisprungs:
– Es sind keine äusserlichen Zeichen an ihrem Körper sichtbar.
– Der Zyklus bzw. Eisprung ist unregelmässig.
– Sie zeigt nicht nur während der fruchtbaren Phase sexuelles Interesse. Das erreicht sie durch ein raffiniertes Verschleierungsspiel unbewusster Stimmungs- und Verhaltensänderungen in einer unberechenbaren Abfolge echtem, vorgetäuschtem und gar keinem Interesse an Sex.
Warum die Verschleierung des Eisprungs?
Der Mann besamt also die Frau regelmässig, damit sie immer seine Spermien in sich trägt, die die Frau befruchten können, wenn der Eisprung stattfindet. Nun erreichen ja eigentlich beide ihre Ziele der Fortpflanzung. Warum zum Henker will nun die Frau den Zeitpunkt des Eisprungs verschleiern? Welchen Vorteil bringt ihr das bei ihrer Fortpflanzung?
Ihr Körper will einen Spermienkrieg anzetteln. (Ich schreibe bewusst „ihr Körper“, da die Frau das nicht bewusst will. Es sind ihre Gefühle und ihre Instinkte.) Ihr Körper will, dass Spermien von mehreren Männern um das Ei kämpfen und die stärksten Spermien gewinnen.
Und welchen Vorteil bringt es der Frau, wenn es zu einem Spermienkrieg kommt?
Ich stelle mir das so vor: Die Frau möchte im Grunde zwei Dinge: Die Gene des „besten“ Mannes und einen Mann, der ihr beim Aufziehen des Kindes hilft. Angenommen sie ist mit einem Mann zusammen und wird dann von einem „besseren“ Mann geschwängert und ihr Partner denkt er sei der Vater, so hilft er ihr natürlich beim Aufziehen des Kindes. In diesem Fall hat die Frau die Vorteile von beidem. Klar, der Idealfall ist, dass der Partner auch gleichzeitig der beste ist.
(Die Frau entscheidet wiederum nicht bewusst, welcher Mann „besser“ ist, sondern ihr Körper. Sie wird von ihren Gefühlen und ihrem Instinkt geleitet.)
Interessanterweise ergaben Studien, dass der richtige Vater von 10% der Kinder nicht jener war, der sie dachten. Anscheinend ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau fremdgeht während sie fruchtbar ist, bedeutend grösser als zu einem anderen Zeitpunkt.
Der Mann im Spermienkrieg
Männer sind auf einen Spermienkrieg vorbereitet. Sie produzieren drei Sorten von Spermien:
– Ei-Krieger: Sie befruchten das Ei.
– Blocker: Sie blockieren den Weg zum Ei für fremde Spermien.
– Killer: Sie zerstören fremde Spermien.
Der Mann bestimmt unmittelbar vor der Ejakulation, wieviel von welcher Spermiensorte im Ejakulat sind. Zum Beispiel besteht ein Ejakulat beim normalen Routinesex aus einer ausgeglichenen Mischung von allen Sorten. Das Ejakulat eines Liebhabers andererseits, mit dem eine Frau fremdgeht, beinhaltet bedeutend mehr Killer als Blocker, da schon fremde Spermien in der Frau erwartet werden.
Ein paar unzusammenhängende Details…
Baker beschreibt, dass Frauen besonders geschickt fremdgehen. „Hinreissend finde ich die Schilderung eines raffinierten Falls weiblicher Untreue, in der es um einen kleinen braunen Vogel geht, die Heckenbraunelle. Anfangs sieht man Männchen und Weibchen, inbegriff monogamer Zufriedenheit, Seite an Seite über eine Rasenfläche hüpfen und nach Futter picken. Als sie an einen Busch kommen, geht das Männchen auf der einen Seite herum, das Weibchen auf der anderen. Kaum schirmt sie der Busch vor ihrem Partner ab, fliegt sie blitzschnell in ein nahegelegenes dichtes Pflanzenbeet. Dort kopuliert sie mit einem wartenden Männchen, dann flattert sie zurück zu ihrer Stelle hinter dem Busch. Einige Sekunden später sind Männchen und Weibchen an dem Busch vorbeigehüpft, so dass sie sich wieder sehen können. Weiterhin angelegentlich nach Futter pickend, tut das Weibchen so, als wenn nichts geschehen wäre.“
Masturbiert ein Mann, so spritzt er nur alte Spermien ab. Die neu produzierten Spermien behält er zurück. Es ergibt sich dadurch eine Verjüngung seines Spermienheers für die nächste Besamung, die direkt danach erfolgen kann.
Wenn der Mann in der Frau ejakuliert, wird ein grosser Teil der Spermien vom Zervixschleim der Frau aufgefangen und aus der Scheide transportiert. Hat allerdings die Frau beim Verkehr einen Orgasmus, so können viel mehr Spermien den Zervixschleim überwinden und eindringen.
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